Nach durchschnittlichem Schlaferlebnis und ver/vorsorgender Morgenroutine, mache ich mich ohne Frühstück und Kaffee auf den Weg.. Heutiges (eigentlich) Tagesetappenziel – Sarria –
Sarria, dort wo üblicherweise die von mir betitelten „100“ anreisen. Gemeint sind diejenigen, die ca. 100-120 Km vor Santiago anreisen, um sich im Pilgerbüro dafür stolz ihre Urkunde aushändigen zu lassen . Nunja, jeder mag davon denken und halten, was er mag.. Dazu jedoch später mehr.
Bei bereits fast vollständig aufgegangener Sonne erwarten mich auf dem ersten langen Stück der Strecke wieder einmal tolle Landschaften und Waldabschnitte, später Richtung offener Felder sogar spektakulär mit einer dichten Nebel Schicht überzogen, was alles wirken lässt wie in einem Film mit tollen Effekten.!
Etwas weiter unten im Tal, hole ich dann nach bereits knapp 8 Km zurückgelegter Strecke mein Frühstück auf einer rustikalen Holzbank nach, welches aus einem selbst gemachten Salami Baguett besteht, das reicht erst einmal bis zum nächsten Ort.
Gerade bin ich fertig und sattele meinen Rucksack auf, da schreiten 3 Pilger rufend den Hang in meine Richtung hinunter „Saschaaaa“ Saschaaaa“ .. Was eine schöne Überraschung, meine Koreanischen Freunde wieder einmal ! Somit setzten wir den Weg vorerst wieder zusammen fort, was mich überaus freut und zumindest für eine Weile meine Fuß und Knie Schmerzen „vergessen“ (oder eher unterdrücken) lässt.
Nun werden die Felder wieder sehr weitläufig, offen und schaffen eine erstklassige Atmosphäre durch den sehr dichten und kurzsichtigen Nebel. So konnte ich ein paar sehr schöne Aufnahmen von mir und meinen Freunden machen.
Weiter durch sehr interessante und nett anschauliche Stein und Sandpisten, durch den winzigen Vorort San Memede, an einer schicken zugewachsenen Albergue vorbei, erreichen wir die Großstadt Sarria, primärer Ankunftsort der „100“ 😉
Für mich ist Sarria eine große und abwechslungsreiche Stadt mit angenehmen Sightseeing Potential. Von div. Sehenswürdigkeiten, Informationsbüros, verschiedensten Restaurants und Bars, über Pharmacy und Shopping, hat man hier alles, was das Herz begehrt.
Was mir stets sehr gefällt, sind die grandiosen Wandmalereien und die schönen Muschelsymbole, die in den Pflastersteinen eingelassen sind und die Geschichte jeden Pilger´s ein Stück weit ergänzen.
Nach einer recht langen Durchgehung der Stadt, in der es trotz der massigen Unterkunftsmöglichkeiten , keine freien Betten mehr zu geben scheint, nicht zuletzt natürlich den vielen Touristen Pilgern geschuldet, die hier ihre „Reise“ beginnen, kommen wir fast am Ende Sarria´s an eine schöne kleine, am Hang gelegene Albergue mit schöner Bar, in der meine drei Freunde bereits durch ihre Bekannten, ebenso viele Betten vorgebucht bekommen haben. Nicht unbedingt zu meinem Erstaunen erfahre ich, das es für mich leider keine Möglichkeit der Unterkunft mehr gibt.
Um mich neu zu Organisieren und umzuplanen, setzte ich mich erst einmal in die Bar und genehmige mir eine Cola Zero mit Eis, zu der als „Leckerlie“ ein Stück selbstgemachte Pizza gereicht wird und während ich so dahin schwelle und in meinem Büchlein blättere, lässt die nächste Überraschung auch nicht lange auf sich warten.
Meine Amerikanische Freundin Heather, die ich seit meiner Unterkunft in Foncebaddón nicht mehr gesehen habe, kommt auf einmal aus der Gästetoilette der Bar heraus und begrüßt mich überschwänglich. Zu meinem erstaunen stelle ich fest, das sie diejenige gewesen ist, die auf dem erbarmungslosen Abstieg hinter Cruz del Ferró fatal gestürzt ist und vorerst in ein Hospital musste.! Was davon übrig ist, sind diverse Prellungen und Schürfwunden an, Beinen, Hüfte und Oberkörper, sowie ein ordentlich blau/lilanes Auge und Blessuren in der Mundhöhle, zum Glück jedoch kein Verlust eines Zahnes. Was dagegen vollkommen unerschüttert geblieben ist, ist ihr Wille und Durchhaltevermögen, diesen Weg weiter zu beschreiten, mehr denn je. Was eine Powerfrau !
Also beschließen wir kurzerhand, zusammen weiter zu gehen. Sie hat doch tatsächlich vor, von hier aus noch die 16 Km bis nach Ferreiros zu gehen, ich jedoch soweit mich meine müden Füße tragen !
Ich packe vorerst ein Stück weit neue Energie, oder zumindest versucht mein Gehirn mir diese einzureden und wir schreiten weiter durch schöne Bauten, grüne Wälder und zuletzt noch einmal karges Land auf das die Nachmittagssonne unbarmherzig hinunter scheint, kaum ein Stückchen, welches für einen Moment Schatten spendet.
Noch einmal knapp 1,5 Km hinter dem kleinen Ort Vilei, in dem ich leider auch kein Glück hatte, was einen Schlafplatz angeht, sehe ich auf offenen Feld an einer Gabelung ein Schild mit dem Namen Casa de Mona, welches auf ein „Grundstück“ knappe 100m den Berg fernab der Strecke hinweist. In meinem Buch ist nichts hiervon vermerkt, also schauen wir uns die Casa einmal aus der Nähe an und wagen den kleinen Schwenker.
Beim betreten des Grundstückes verliere ich kurz die Hoffnung, da alles eher wie eine riesige Finca im feinsten Mallorca Stiel aufwartet und nicht wie eine Unterkunft, in der Touristen oder gar Pilger unterkommen könnten. Dies stellt sich jedoch als Fehlannahme heraus und ich bekomme tatsächlich von der netten „Haus“ Wirtin ein EZ zugeteilt, welches zwar wieder einmal über meinem kalkulierten Budget liegt, jedoch zumindest durchaus unter den, was ich jemals vermutet hätte und da ich mehr oder weniger auch keine richtige Wahl, oder Alternative habe und keinen Schritt weiter gehen kann, nehme ich es .
Ich bedanke mich bei Heather, das sie mir dank ihrer sehr guten Spanisch Kenntnisse bezüglich der Buchung weiter helfen konnte und wir beschließen, bevor sie weiter zieht, noch ein ordentliches Pilgermenü zusammen zu dinieren.
Die folgenden Bilder geben hoffentlich gut die wunderschöne Finca und unser tolles, leckeres Abendessen, welches stets aus drei Gängen inkl. Wein besteht, wieder !
Die Wände sind mit 1, 2 und 5 Cent Stücken beklebt, die Urlauber selbst anbringen können.
Gang 1. bestand aus einem sehr leckeren Tomatensalat, zudem eine Schale Brot und guter Wein (sofern ich das beurteilen kann)
Gang 2. bestand meinerseits aus knusprigen, selbst gemachten Pommes und Hackfleisch Bällchen in leckerer Tomatensauße
Gang 3. bestand in meinem Fall aus cremigen Eis, sehr lecker . (alternativ gab es auch selbst gemachten Käse, oder Schokoladen Kuchen, Wackelpudding oder eine Art Tiramisú)
Nach diesem wirklich erstklassigen Essen machte sich Heather leider wieder auf den Weg, schließlich hat sie noch ein paar Kilometer vor sich. Da eine Verabschiedung auf dem Camino aber nie eine wirkliche ist, fiel es uns dementsprechend auch nicht sehr schwer und sie zog von dannen.
Ich quartierte mich in meinem Zimmer ein, holte mir aus dem gemeinschaftlichen Pausenraum einen überraschend guten Café con Leché aus dem Automaten und eine Flasche Wasser und machte mich noch ein bisschen an meinen Blog. Gegen späte 00:15 lies ich mich dann nur noch ins Bett fallen und lies die Augen am nächsten Morgen dem angenehmen Bett geschuldet eine Stunde länger als gewohnt zu.
Gute Nacht 🙂
Wie immer super schön zu lesen.
Mach weiter so!
Freu mich weiterhin auf tolle Bilder
Liebe grüße Sandra und Torsten
Wie immer super schöne Bilder und klasse geschrieben. Mach weiter so mein bester?✌?
Es macht unheimlich viel Spaß unbekannterweise deinen Blog zu lesen….ich wünsch dir weiterhin viel Erfolg bei deiner Wanderung…
Hello Sascha!!!!! I wish I could read your blog in German! It’s fun to see that you wrote about our day together leaving Sarria and having lunch. I would VERY MUCH like to have copies of the pictures that you took of me walking as I don’t have any of me walking. I would love to have some copies of pictures from our day together and I can send you the pictures I am took of us. I would love to hear from you!! Buen camino!!